Sinneswahrnehmungen

Damit es Menschen möglich ist, fehlerfrei zu schreiben, lesen oder rechnen müssen bestimmte Sinneswahrnehmungen einwandfrei funktionieren. Leicht vorstellen kann man sich dies bei den Sinnen Sehen und Hören, die die Voraussetzung dafür darstellen, dass man z.B. Rechtschreibung erlernen kann.

Bei Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie ist häufig die Umsetzung der Seh- und/ oder Hörreize differenziert, das heißt, sie können zwar gut hören und haben gute Augen, setzen die Reize aber anders um als andere Menschen. So erfordert der Schreib-, Lese- oder Rechenvorgang viel Anstrengung. Ermüdung tritt schneller auf. Dies führt dann zu Aufmerksamkeitsschwankungen, welche wiederum Fehler beim Schreiben, Lesen und Rechnen verursachen können. Auch kann der Schreib- und Leserhythmus immer wieder ins Stocken geraten, wenn die Sinneswahrnehmungen nicht optimal arbeiten.

Bei Kindern bis etwa 14 Jahren lassen sich die Sinneswahrnehmungen noch gut schulen. Mit entsprechenden Spielen und Übungsblättern können wir daher ein Legasthenietraining oder Dyskalkulietraining sinnvoll unterstützen.

Daher überprüfe ich bei einem Lese-Rechtschreibtest und Rechentest bei Kindern auch immer diejenigen Sinneswahrnehmungen, die für das Lesen, Schreiben und Rechnen notwendig sind (s.u.). Mit Hilfe des standardisierten AFS-Computertestverfahrens lässt sich dies recht einfach durchführen.

Optische Differenzierung:
Diese Funktion braucht man, um ähnlich aussehende Dinge unterscheiden zu können, bzw. aus einer Gruppe ähnlich aussehender Dinge etwas Bestimmtes herauszuerkennen oder Figuren aus dem Hintergrund herausfiltern zu können. Auch um aus einer Fülle von Informationen das Wichtige herauserkennen zu können, ist Optische Differenzierung notwendig. So ist diese Funktion auch nötig um z.B. ähnlich aussehende Buchstaben unterscheiden zu können wie beispielsweise „b“, „d“, „p“, „q“, oder „m“ und „n“ oder „u“ und „n“. Das Gleiche gilt für ähnlich aussehende Zahlen wie 0 und 6. Auch die Fähigkeit, Muster nachzuzeichnen fällt in diesen Bereich. Wenn man nicht problemlos erkennt, ob es sich bei einem Buchstaben z.B. um ein „h“ oder ein „k“ handelt, wird man auch beim Abschreiben Schwierigkeiten haben.

Optisches Gedächtnis/ visuelle Speicherfähigkeit
Diese Teilleistung benötigt man, um sich Gesehenes merken und bei Bedarf wiedergeben zu können. Auf das Schreiben bezogen, ist sie wichtig, um z.B. auch noch nach einer Woche/ einem Monat/ einem Jahr zu wissen wie man das fürs Diktat geübte Wort schreibt. Auch damit man beim Lesen nicht die Textstelle verliert, bzw. damit man sie gut wiederfinden kann, ist diese Teilleistung notwendig.

Optische Serialität:
Dies bedeutet, dass man Gesehenes in eine logische Reihenfolge bringen kann, z.B. Buchstaben in einem Wort. Beispiel: “bringt“, nicht „birngt“. Auch die Fähigkeit, beim Aufsatzschreiben die Ausführungen in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, kann mit diesem Bereich zu tun haben. Auch Zahlen in der richtigen Reihenfolge niederzuschreiben gehört dazu.

Akustische Differenzierung:
Dazu gehört, dass man Gehörtes, das ähnlich klingt, unterscheiden kann, bzw. dass man Wichtiges aus dem Gehörten heraushören kann. Beispiel: Den Unterschied hören zwischen „k“ und “g“, „ie“ und „i“, „schwimmen“, nicht „schwiemen“, „Hase“, nicht „Hasse“, „Hase“ oder „Vase“

Akustisches Gedächtnis:
Dies bedeutet, dass man sich Gehörtes merken und bei Bedarf wiedergeben kann. Diese Sinneswahrnehmung wird beispielsweise dazu benötigt, das Einmaleins im Gedächtnis zu behalten.

Akustische Serialität:
Dies bedeutet, in einem Satz zu hören, welches Wort zuerst gesprochen wurde oder in einem Wort die Buchstabenreihenfolge.

Raumlage:
Zu diesem Bereich gehört, dass man die Lage von Dingen im Raum richtig einschätzen kann. Dies ist wichtig um z.B. die Zeichen „d“ von „q“, „b“ und „p“ unterscheiden zu können oder auch 6 von 9. Auch um zu erkennen, wo man im Heft zu schreiben beginnen sollte oder wie die Abstände zwischen die Wörter verteilt werden sollen, wie man in Mathematik die Einer, Zehner und Hunderter untereinander schreibt oder in welche Richtung geschrieben wird, benötigt man ein gutes Raumlagegefühl.

Körperschema:
Dies bedeutet, dass man seinen eigenen Körper (z.B. Rechts- Linksunterscheidung) einschätzen kann.