Unter Dyskalkulie versteht man eine besondere Art der Rechenschwäche. Die Probleme beim Rechnen entstehen bei Menschen mit Dyskalkulie nicht durch eine geringe Intelligenz. In der Regel sind Dyskalkuliker normal bis überdurchschnittlich intelligent.
Dyskalkulie beruht wie Legasthenie auf anders arbeitenden Sinneswahrnehmungen, die zu Aufmerksamkeitsschwankungen führen, wenn der Mensch mit Zahlen in Berührung kommt. Dyskalkulie ist in den meisten Fällen genbedingt. Nun kann diese Anlage positiv oder negativ beeinflusst werden und sich auf entsprechende Art im Leben eines Menschen auswirken.
Eine Dyskalkulie äußert sich dadurch, dass der betroffene Mensch Schwierigkeiten im Umgang mit dem Lernstoff des arithmetischen Grundschulbereiches hat. Es werden viele Rechenfehler gemacht und in den meisten Fällen wird sehr viel Zeit aufgewendet um zu einer Lösung zu kommen. Dyskalkuliker operieren oft zählend und klammern sich an plastische Zählhilfen. Abweichungen in der Aufgabenstellung führen zu Irritationen. Meist können keine Transferleistungen erbracht werden. Daher wird stets neu berechnet. Weil die betroffenen Schüler ein schlechtes oder falsches Verständnis von Mengen und Größen, von Zahlen und mathematischen Operationen haben, entwickeln sie eine eigene Logik. Es kommt so zu einem individuellen Fehlerprofil mit eigener Gesetzmäßigkeit und subjektiven Algorithmen. Auffällig bei einer vorliegenden Dyskalkulie ist häufig, dass durch beständiges, intensives Üben die Defizite nicht verbessert werden. Geübtes wird schnell vergessen oder stur auswendig gelernt. Bei Hilfestellungen zu Hause folgen oft ärgerliche bis abwehrende Reaktionen.
Bei Sachaufgaben kann die Aufgabenstellung oft nur wortwörtlich wiedergegeben werden, da sie überhaupt nicht verstanden wurde. Größenangaben werden wahllos mit Operationen verknüpft, um irgendwie zu einer Lösung zu kommen.
Die Kinder haben meist auch wenig Beziehung zur Zeit, zum Raum und zu Distanzen.
Eine bestehende Dyskalkulie äußert sich außerdem häufig durch Angst vor dem Fach Mathematik, vor Lehrer und Klassenarbeiten in diesem Fach oder auch Angst vor der Schule im Allgemeinen.
Indizien, die schon vor Schulbeginn den Verdacht auf Dyskalkulie wecken:
- Das Kind zeigt kein Interesse an Zahlen.
- Es lehnt Spiele ab, bei denen gezählt wird.
- Es verwechselt Richtungsangaben wie oben und unten.
- Es versteht den Wert des Geldes nicht.
- Es hat Probleme mit Größenvergleichen.
- Es zeigt kein Gespür für Proportionen (z.B. beim Malen).
Treffen viele Punkte zu, so besteht der Verdacht, dass sich eine Dyskalkulie entwickeln könnte. Um sicher zu sein, muss aber auf jeden Fall eine ausführliche Diagnose gestellt werden. Es gibt auch Kinder mit ähnlichen Problemen, die keine Dyskalkulie haben.
Im Vorschulalter lassen sich die Vorläuferfähigkeiten für mathematisches Denken gut trainieren, sodass einer Dyskalkulie vorgebeugt werden kann.