Menschen mit Legasthenie oder Dyskalkulie fallen in der Zeit bevor sie in die Schule kommen häufig überhaupt nicht durch Unkonzentriertheit auf. Im Gegenteil: Oft sind diese Kinder bei Tätigkeiten, die nicht das Schreiben, Lesen oder Rechnen betreffen, ausgesprochen ausdauernd und aufmerksam (z. B. beim Legobauen). Erst wenn sie auf Buchstaben, bzw. auf Zahlen treffen, beginnen ihre Gedanken abzuschweifen. Es ist, als ob sie eine „Allergie“ auf die Symbole hätten.
Aber auch beim Schreiben, Lesen oder Rechnen sind sie nicht grundsätzlich unkonzentriert oder unaufmerksam. Legastheniker haben starke Aufmerksamkeitsschwankungen. Ihre Aufmerksamkeit verläuft sozusagen in Wellenbewegungen. Sind sie nun am oberen Rand der Welle, so können sie sehr gute Leistungen erbringen, sind sie am Grund der Welle, so ist kaum eine Konzentration möglich, und plötzlich ist jedes Wissen weg, das sie noch kurz vorher parat hatten.
Deshalb ist eine wichtige Aufgabe des Legasthenietrainings, dass die Betroffenen lernen, ihre Gedanken zu steuern. Solange ein Kind zum Beispiel einen Buchstaben schreibt, müssen die Gedanken genau dabei sein und nicht schon an einem anderen Punkt. Sonst passieren sogenannte Wahrnehmungsfehler: Das Kind schreibt etwas Falsches, obwohl es eigentlich die richtige Schreibweise kennt.